Kennen Sie das? Sie fragen jemand um seine Meinung und er oder sie antwortet nicht in Ihrem, sondern in seinem eigenen Sinn. Ein Beispiel: Lisa stand vor der Frage, ob sie das feste Jobangebot, ein Angebot mit Seltenheitswert in dieser Branche, annehmen oder sich selbstständig machen sollte. Freunde sagten: „Ist doch klar, mit einem festen Job bist du auf der richtigen Seite!“ Also nahm sie an – und bereute schnell. Ein guter Rat ist Gold wert. Einen schlechten erkennt man an einer simplen Tatsache: Der Ratgeber empfiehlt für sich selbst.
Die Freunde hätten selbst nie freiwillig den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. So ein Rat ist ein schlechter Rat.
Kennen Sie das Höhlengleichnis von Platon? Die Menschen in der Hölle leben dort seit Jahren und kennen nur die Schatten an der Wand. Als einer freikommt und draußen die wahre Welt sieht und davon berichtet, glauben sie ihm nicht und schlagen ihn tot. Wir alle leben in der Höhle unserer eigenen Welt, die immer irgendwie begrenzt ist, selbst wenn wir einen größeren Radius um uns gezogen haben. Deshalb sollten wir Empfehlungen nur im Bewusstsein geben, dass jemand anders die Welt ganz anders sieht, erfährt und erlebt.
Erst recht gilt das für Berater und Coachs. Fragen, vor allem die zur eigenen beruflichen Zukunft, lassen sich niemals allgemein beantworten, sondern immer nur individuell. Von Freunden können Sie solche Beratungskompetenz nicht erwarten. Die Aufgabe eines Beraters oder Coachs ist es aber, das persönliche Empfinden von seiner Empfehlung zu trennen. Und die Aufgabe des Ratsuchenden liegt darin zu erkennen, dass es trotz dieser Kompetenz objektiven Rat von einem „Subjekt“ niemals geben kann. Was jedoch bei einem guten Berater oder Coach den entscheidenden Unterschied macht, ist die größere Distanz und Erfahrung.
Quelle: S. Hofert / Karrierecoach