Arbeitnehmer und Angestellte als Zielgruppe für Coaches?

Bisher wählen Coaches primär Selbständige und Unternehmer als Zielgruppe aus, was bei 4 Millionen Unternehmen in Deutschland einen großen Markt darstellt.

In einem neulich veröffentlichen Artikel auf http://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/arbeitnehmer-fuehlen-sich-bei-karrierezielen-im-stich-gelassen/150/3099/176791/ geht es um Arbeitnehmer, die sich von ihren Chefs auf dem Weg nach oben allein gelassen fühlen. Scheinbar glaubt nur jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland, dass sein Vorgesetzter an der Förderung der beruflichen Karriere interessiert ist, obwohl sie unterschiedliche Maßnahmen hätten, um ihre Mitarbeiter voranzubringen.

Viele deutschen Angestellten wünschen sich von ihrer Führung mehr Impulse für die eigene Karriere. Laut einer Umfrage von Robert Half (Personalvermittler) wünschen sich fast 90 Prozent von rund 6.000 befragten Büroangestellten einen Vorgesetzten mit Coaching-Qualitäten. Leider sehen sich nur 58 Prozent als tatsächlich gefördert. Da auch etwa ein Drittel der Arbeitnehmer  nie und 28 Prozent höchstens einmal pro Jahr ein Karriere-Coaching bekommen, müsste sich doch gerade hier eine dankbare Zielgruppe ergeben. Nach Ansicht von 77 Prozent der befragten Beschäftigten steigert ein professionelles Coaching die Produktivität und  gut zwei Drittel fühlen sind nach einem Karriere-Coaching motivierter.

Leider stellt sich hier auch gleichzeitig die Frage, wie weit wird ein Coaching an- und ernst genommen, wenn der Arbeitnehmer darauf wartet, dass es vom Chef initiiert und auch bezahlt wird. Auch wenn die unzureichende Förderung dabei zulasten der Angestellten und der Arbeitgeber geht, ist doch Coaching immer ein sehr persönlicher Prozess, bei dem Vertrauen eine wesentliche Rolle spielt. Wenn nun der Chef das Coaching finanziert, besteht immer die Gefahr, dass sich der Arbeitnehmer nicht voll auf den Coaching-Prozess einlässt. Auch wenn ein guter Coach niemals  besprochene Informationen vom Klienten an den Chef weitergibt, kann die Angst davor den Arbeitnehmer blockieren.

Ich denke, ein Arbeitnehmer muss zuerst selbst die Entscheidung treffen, gecoacht zu werden. Er kann sich dabei von seinem Arbeitgeber unterstützen lassen, darf jedoch nicht warten, dass sein Chef ihm einen Coach besorgt. Wenn es dem Arbeitnehmer mit der eigenen Karriere wichtig ist, liegt es auch in seinem Ermessen, einen eigenen Coach zu engagieren. Hier zeigt sich meines Erachtens viel mehr Marktpotential für Coaches als in der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Coach, in dem der Arbeitnehmer bei der Auswahl und der Verpflichtung des Coaches keine Rolle spielt.

Trotzdem ist es für Arbeitgeber wichtig, die eigenen Beschäftigten zu fördern. Dafür stehen Maßnahmen zur Verfügung, die die Mitarbeiter dabei unterstützen, sich zu entwickeln. Dazu zählen interne Mitarbeiterschulungen mit externen Fachleuten oder auch externe Workshops, Kurse und Seminare an Facheinrichtungen.

Für eine langfristige Karriere- und Persönlichkeitsentwicklung stellt der richtige Coach jedoch die Maßnahme mit dem höchsten Potential dar, die gesteckten Ziele auch zu erreichen. Demnach stellen Arbeitnehmer durchaus eine gute Zielgruppe für Coaches dar,  nur müssen der Coach und Arbeitnehmer zueinander finden und zueinander passen.

Stefan Dreimann

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